Ehrung von Isolde Gartenfeld zur 50-jährigen Mitgliedschaft
Bei der jährlichen Mitgliederversammlung des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg e.V. (TKV BW) am 28. Juni 2025 in der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HMDK) Stuttgart wurde Isolde Gartenfeld für ihre 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Als sie am 5. Juni 1975 in den TKV BW eingetreten war, hatte sie in Tübingen schon einige Jahre lang privaten Klavierunterricht gegeben. Ihre älteste Tochter war 5 Jahre alt, ihre zweite Tochter sollte drei Wochen später geboren werden. Die Tonkünstlervorspiele hatte sie schon als Kind in Tübingen selbst miterlebt und mitgestaltet. Freiheitsliebend wie sie zeitlebens war, empfand sie den Beruf als private Klavierlehrerin immer als ideal. Keine Schule, keine Musikschule, frei bestimmen können, was wann im Unterricht gemacht wird. Ideal, dass ihr Mann Gymnasiallehrer war und sich nachmittags um die Kinder kümmern konnte, wenn sie unterrichtete.
Als die Töchter aus dem Haus waren, ergriff sie die Gelegenheit, sich noch mehr zu engagieren. Sie leitete von 1997 - 2002 mit großer Freude und Leidenschaft den Regionalverband Reutlingen zusammen mit Dr. Patrick Tröster. Gemeinsam suchten sie Kontakte zur Musikschule und zu den Vertretern der Stadt, um den TKV bekannter zu machen. Sie erstellten eine Lehrendenliste, die ausgelegt wurde, luden einmal monatlich zu „Tonkünstlerrunden“ ein, organisierten regelmäßige Schülervorspiele und Lehrendenkonzerte und achteten darauf, dass die Presse berichtete.
Zu besonderen Ereignissen wurden nicht nur die Vertreter der Stadt, sondern auch die Reutlinger Landtagsabgeordneten eingeladen. Zusammen mit Karin Unold-Fischer wurden in den nächsten Jahren Konzerte veranstaltet, die dem langjährigen Förderer des Reutlinger Verbands und Ehrenmitglied des TKV BW Dr. Theodor Klemm sowie Prof. Karl Michael Komma gewidmet waren. Zu den Konzerten 2003 und 2004 kamen alle eingeladenen Stadt- und Landesvertreter, was sie noch heute mit großem Stolz erzählt. Außerdem besuchte sie seit 1998 die jährliche Bundesdelegiertenversammlung des Tonkünstlerverbandes und fand es spannend, was in den anderen Teilen Deutschlands so lief und was vielleicht in unserer Region noch gemacht werden könnte.
Als der TKV Reutlingen später von einem Team geführt wurde, war ihre Aufgabe, den TKV nach außen zu repräsentieren. Diese Aufgabe war ihr schon immer die liebste. Mit unermüdlicher Geduld schaffte sie es so, dass 2009 ein Konzert im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg in Reutlingen stattfand, bei dem 8 Klaviere in den Spitalhofsaal transportiert und gestimmt wurden und an diesen 8 Klavieren 16 KlavierlehrerInnen der Region u.a. „Auf de schwäbsche Eisebahne“ des Reutlinger Komponisten Franz Hirtler unter der Leitung des ehemaligen Musikschulleiters und TKV-Mitglied Hans-Jörg Hummel aufführten. Dieses Spektakel, das auch in der Presse begeistert gewürdigt wurde, war ihr persönliches Highlight.
Besonders erfüllend und sinnvoll empfand sie ihr Engagement für den Landesverband von 2003 bis 2012. Sie war zuständig für den Kontakt der Regionalvorsitzenden untereinander, lud einmal jährlich zu einer Versammlung ein und sorgte für gegenseitige Verständigung. Sie setzte sich im Ministerium dafür ein, dass der TKV BW als gleichwertiger Anbieter außerschulischer Jugendbildung anerkannt wird. 2010 erreichte sie, dass alle Landesausschüsse von Jugend musiziert flächendeckend mit Mitgliedern des TKV BW besetzt wurden. In neun Monaten hat sie dazu viele Telefonate geführt, E-Mails geschrieben und Briefe abgeschickt bis wirklich jeder Ausschuss eine Vertretung des TKV BW in seinen Reihen hatte. Ihr Traum war, den Tonkünstlerverband in der Öffentlichkeit so bekannt zu machen, dass man nicht mehr erklären muss, was der Verband ist, sondern dass er seinen Platz in unserer Gesellschaft hat, der von allen geschätzt wird.
Mit 70 Jahren wollte sie selbst ihre Tätigkeit im Landesverband beenden. Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung in Stuttgart am 28. Juni 2025 würdigte der Vorstandsvorsitzende Prof. Hans-Peter Stenzl ihr außerordentliches Engagement für den Verband. „Isolde Gartenfeld war mir als Beisitzerin im Vorstand von 2003 bis 2012 ein Vorbild an herzlicher Kollegialität, beharrlicher Genauigkeit in Formulierungsfragen und einem großzügigen Gesamtüberblick. Bei ihr war alles „stimmig“. Ihr sonorer Alt unterstrich die inhaltliche Autorität. Gratulation und Dank für ein halbes Jahrhundert engagierter Mitgliedschaft, liebe Frau Gartenfeld!“.
Diesem Dank schließen wir uns als Regionalverband Reutlingen sehr gerne an und gratulieren herzlich zur 50-jährigen Mitgliedschaft. Zumindest in Reutlingen ist allen relevanten Personen der Tonkünstlerverband ein Begriff. Bei allen die Musik von Kindern und Jugendlichen betreffenden Entscheidungen wird selbstverständlich neben der Musikschule auch der Tonkünstlerverband angesprochen, ob das die Ehrung der jungen MusikerInnen durch die Stadt Reutlingen ist, die Isolde Gartenfeld zusammen mit mir vor vielen Jahren angestoßen hat oder der Reutlinger Wettbewerb der Gesellschaft der Musikfreunde.
Katja Riedel, TKV Reutlingen, stellvertretende Vorsitzende
Foto (v.l.n.r.): Ralf Püpcke, Anja Schlenker-Rapke, Isolde Gartenfeld, Prof. Hans-Peter Stenzl
Die Gesellschaft der Musikfreunde Reutlingen e.V. schreibt den Musikpreis 2025 für die Förderung des Nachwuchses im Bereich Klavier (solo und vierhändig), und (im Jahr des Instruments des Jahres „die Stimme“) Gesang, Solo mit Klavierbegleitung (wenn die Begleitung unter 21 Jahre alt ist, erfolgt auf Wunsch eine Bewertung) in Zusammenarbeit mit der Musikschule Reutlingen und dem Tonkünstlerverband Regionalverband Reutlingen aus.
Zulassungsbestimmungen für die Bewerbung:
• Altersgrenze: zum Zeitpunkt des Wettbewerbs unter 21 Jahren
• nicht für Studierende der Musikhochschulen
• mindestens einer der Teilnehmenden muss im Kreis Reutlingen wohnen oder im Kreis Reutlingen (bzw. an einer Musikschule dieses Kreises) Unterricht haben
• Vorspiel: zwei bis drei Werke (auch einzelne Sätze) verschiedener Stilepochen der klassischen Musik Altersgruppe unter 11 Jahre insgesamt etwa 5 – 8 Minuten, Altersgruppe 11 – 15 Jahre 8 – 12 Minuten, Altersgruppe 16 – 20 Jahre 10 – 15 Minuten
Anmeldung: Auf der Homepage der GdM (www.gdm-reutlingen.de), kann die Anmeldung online ausgefüllt oder das Formular ausgedruckt werden. Eingang bis spätestens Montag, 15. September 2025, am besten online oder per E-Mail (wettbewerb [at] gdm-reutlingen.de).
Infos unter: gdm-reutlingen.de
Der Tonkünstlerverband Baden Württemberg e.V. und die Referatsleiterin für Honorarstandards Anja Schlenker-Rapke veröffentlichen und aktualisieren regelmäßig die Honorarempfehlungen in Anlehnung an die aktuelle Tarifentwicklung im TVÖD und mit Berücksichtigung der Inflation. Die aktuellen Honorarempfehlungen (2025, 9. Auflage) finden Sie HIER als pdf zum Download.
Musiker im Schatten, Sportler im Rampenlicht?
Warum stehen junge Sportler oft im Rampenlicht, während musikalische Nachwuchstalente vergleichsweise wenig öffentliche Anerkennung erfahren? Sport-Wettbewerbe feiern ihre Sieger mit Medaillen, Pokalen und Urkunden, wodurch nicht nur Leistungen gewürdigt, sondern auch Motivation, Disziplin und Teamgeist gefördert werden. Solche Ehrungen schaffen Sichtbarkeit und stärken den Nachwuchs. Junge Musiker hingegen bleiben häufig im Schatten, obwohl auch ihre Leistungen öffentliche Anerkennung verdienen.
Ein Blick in die Medien zeigt eine deutliche Schieflage: Der Reutlinger Generalanzeiger widmet regelmäßig drei Seiten dem Sport, während kulturelle Ereignisse oft mit nur einer Seite auskommen müssen. Diese Ungleichheit in der Berichterstattung verstärkt die Wahrnehmung, dass sportliche Erfolge gesellschaftlich höher bewertet werden als kulturelle Leistungen. Für Eltern und Erziehungsberechtigte kann das den Eindruck erwecken, dass sportliche Aktivitäten wichtiger sind als musikalische Bildung, was die Wahl der Freizeitgestaltung ihrer Kinder beeinflussen könnte.
Dabei würde eine stärkere öffentliche Würdigung junger Musiker nicht nur ihr Selbstbewusstsein fördern, sondern sie auch motivieren, weiter an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Auftritte vor Publikum und Auszeichnungen wie Urkunden oder Preisgelder stärken ihre Bühnenpräsenz und bereiten sie auf eine mögliche Karriere vor.
Der Tonkünstlerverband Reutlingen engagiert sich aktiv für öffentliche Ehrungen von musikalischen Nachwuchstalenten im Landkreis Reutlingen. Seit 2022 veranstaltet die Stadt Reutlingen jährlich eine öffentliche Ehrung für Reutlinger Bürger. Wir setzen uns dafür ein, dass auch andere Städte und Gemeinden im Landkreis Reutlingen dazu ermutigt werden, öffentliche Ehrungen für ihre musikalischen Nachwuchstalente zu initiieren.
Links: https://www.reutlingen.de/de/Kultur/Kulturschaffende/Musik/Musikerehrung
Vor knapp 20 Jahren wurde in allen Bundesländern das neunjährige Gymnasium auf acht Jahre verkürzt. Dies hatte eine enorme zusätzliche Zeitbelastung für die Schülerinnen und Schüler zur Folge, so dass kaum noch Zeit blieb für wichtige persönlichkeitsbildende außerschulische Aktivitäten (Musizieren, Sport usw.). Das können all diejenigen bestätigen, die Instrumentalunterricht erteilen.
Von viele Seiten wurde das G8 stark kritisiert. Laut Umfragen wünschen sich 90 Prozent der Eltern das neunjährige Gymnasium für ihre Kinder zurück oder zumindest die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9.
Inzwischen sind alle westdeutschen Flächenländer wieder zum G9 bzw. zur Wahlfreiheit zwischen dem G8 und G9 zurückgekehrt. Nur in Baden-Württemberg haben die Politiker den Wunsch der großen Mehrheit der Eltern hartnäckig blockiert. Mehrere Petitionen für das G9 wurden schlichtweg ignoriert.
Deshalb hat eine Elterninitiative im November 2022 einen Volksantrag für das G9 auf den Weg gebracht und sammelte bis zum Ablauf der Frist Mitte November 2023 knapp 107.000 Unterschriften - fast dreimal soviel wie benötigt. Auch ein von der Landesregierung im Sommer 2023 eingesetztes Bürgerforum G8/G9 hat in seinem Gutachten eindeutig die Rückkehr zum G9 gefordert.
Aufgrund dieser Ergebnisse hat die Landesregierung versprochen, zum G9 zurückzukehren und einen Plan dafür auszuarbeiten. Die Initiative „G9 jetzt! BW“ befürchtet jedoch, dass die Regierung auf Zeit spielt und die Rückkehr zum G9 zu verzögern bzw. zu verwässern versucht. Falls keine zeitlich absehbare und akzeptable Lösung gefunden wird, plant die Initiative die Einleitung eines Volksbegehrens.
Nähere Informationen: https://g9-jetzt-bw.de/
Im Positionspapier »Bildung umfassend fördern statt verteuern und bürokratisieren« appellieren 34 Verbände, darunter auch der TKV an eine Überarbeitung des § 4 Nr. 21 UStG im Jahressteuergesetz 2024. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass berufliche Weiterbildung, musikalische und kulturelle Bildung für Bürger weiterhin bezahlbar bleiben.
Der aktuelle Gesetzentwurf für 2024 sieht vor, dass ab 2025 die Finanzämter entscheiden sollen, ob Musikunterricht als Bildungsleistung oder als Freizeitaktivität gilt – letztere wäre umsatzsteuerpflichtig. Dies würde nicht nur zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeuten, sondern würde auch zu einer Verteuerung von Musikunterricht führen, wenn Umsatzsteuer anfällt.
Um die Umsatzsteuerbefreiung für qualifizierten Musikunterricht zu bewahren, wurde am 27. Juli eine Petition an die Bundesregierung gestartet. Wir rufen hiermit dazu auf, diese mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.
Positionspapier: PDF
Nachruf für Karin Hurle
Mit dem Tod von Karin Hurle verliert nicht nur die Musikschule Reutlingen, sondern auch der Tonkünstlerverband Reutlingen eine herausragende Persönlichkeit, die durch ihre inklusive Arbeit Maßstäbe setzte. Die langjährige Leiterin der Musikschule verstarb kurz vor dem Jahreswechsel am 27. Dezember 2023 im Alter von 61 Jahren nach schwerer Krankheit in Eningen. Ihre positive Ausstrahlung, ihre Zugewandtheit und ihre menschliche Art prägten die Gemeinschaft der Musikschule und des Tonkünstlerverbandes nachhaltig.
Seit 2002 leitete Karin Hurle die Musikschule Reutlingen und hinterlässt dabei ein Erbe voller Engagement und Hingabe. Trotz der Diagnose einer unheilbaren Krankheit im April 2022 setzte sie sich weiterhin für ihre Schüler/-innen und Lehrkräfte ein. Als Teamplayerin bewältigte sie gemeinsam mit ihrem Kollegium die Herausforderungen der Corona-Phase.
Besonders am Herzen lag Karin Hurle die Inklusion, die sie aktiv vorantrieb. Unter dem Motto "Musik zum Leben" initiierte sie ein inklusives Ensemble, in dem Kinder und Jugendliche mit Handicap die Möglichkeit hatten, das Musizieren zu erlernen.
Jahrelang engagierte sich Karin Hurle in enger und kollegialer Zusammenarbeit mit dem Tonkünstlerverband bei gemeinsamen Musikprojekten und Konzerten. Mit unermüdlichem Engagement trug sie maßgeblich dazu bei, dass es in Reutlingen nun eine städtische Ehrung für junge Musikerinnen und Musiker gibt.
Ihr Wirken ging über die rein musikalische Ausbildung hinaus, indem sie zahlreiche Kooperationen und Projekte initiierte. Die Förderung von musikalischen Talenten, die Zusammenarbeit mit Ensembles und die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben prägten die Erfolgsbilanz der Musikschule unter ihrer Leitung.
Ihr warmherziges Wesen, ihre offene Kommunikation und ihre bedingungslose Hingabe hinterlassen eine Lücke, die nicht so leicht zu füllen ist. Die Beisetzung findet im kleinsten Familienkreis in ihrem Heimatort Landsberg am Lech statt. Ihre Erinnerung wird im Tonkünstlerverband als Vermächtnis einer außergewöhnlichen Persönlichkeit weiterleben.